07. Mai 2024

Am 21. und 22. März fand die gemeinsame Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Phytomedizin SGP/SSP, der Schweizerischen Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften SGPW/SSA und der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz BGS/SSP an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) statt. Beinahe 250 Personen nahmen die Gelegenheit wahr, sich an zwei Tagen mit nachhaltiger Bodennutzung und Bodengesundheit, deren Einfluss auf die Pflanzenproduktion und nachhaltigem Pflanzenbau zu informieren. Die öffentlichen Präsentationen finden Sie am Schluss des Artikels als Download.

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Bereits beim Empfang kommt man ins Gespräch. Nach Kaffee und Gipfeli geht es dann los mit dem zweitägigen Programm.

Nach der Anmeldung mit Kaffee und Gipfeli sowie den ersten Gesprächen startete die Tagung mit den Begrüssungen durch die Präsidenten der drei Gesellschaften. Fabio Mascher, mittlerweile Alt-Präsident der SGPW, verglich dabei die Tagung versinnbildlicht mit einem Frachtterminal für Güterschiffe. Die kommenden Tage sollten den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten anzulegen und fachübergreifendes Wissen aufzuladen, dass anschliessend zurück in die Welt transportiert werden kann. Mit diesen Worten zum Auftakt startete die Tagung anschliessend zur ersten von drei Sessions.

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Fabio Mascher eröffnet die gemeinsame Jahrestagung 2024. Die Teilnehmenden sollten in den nächsten zwei Tagen, wie Containerschiffe am Terminal die Fracht in Form von branchenübergreifendem Wissen aufnehmen und in die Welt tragen.

Session 1: Bedrohungen und Handlungsbedarf


Der erste Themenblock in der Session 1 widmete sich dem zunehmenden Druck auf Böden, um den Ansprüchen einer immer höheren Produktivität gerecht zu werden. Die Keynote dazu hielt Emmanuel Frossard, Professor am Institut für Agrarwissenschaften an der ETH Zürich. Er reflektierte über das Nationale Forschungsprogramm, NFP 68, welches von 2013 bis 2018 zahlreiche Eckpunkte zu einer nachhaltigen Nutzung der Ressource Boden legte.

Mit seinem Beitrag zeigte er auf, inwiefern das Projekt dazu beitrug das Verständnis des Systems Boden zu vertiefen, wie die Erkenntnisse daraus in der Praxis umgesetzt wurden und wie schliesslich auch der Verwaltung geholfen wurde, dass relevante Vollzugshilfen für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung geschaffen werden konnten. So legte das Projekt beispielsweise den Grundstein für das Kompetenzzentrum Boden mit der Idee einer schweizweiten Bodenkartierung und verbesserte die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Forschung in Sachen Bodennutzung und -schutz.

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Emmanuel Frossard lässt in der ersten Keynote des Tages das Nationale Forschungsprojekt 68 Revue passieren. Das Leuchtturmprojekt war Grundstein für zahlreiche Veränderung im öffentlichen Umgang mit Bodennutzung und -schutz.

Session 2: Bodenschonende Bewirtschaftung


Dass der Boden nicht nur in Bezug auf seiner Nutzung unter Druck steht vermittelte Thomas Keller von der Agroscope in der zweiten Keynote des Tages. Die Verdichtung von Böden ist nicht nur in der Schweiz ein Problem, sondern weltweit. Sowohl im Ober- als auch im Unterboden ist landwirtschaftlich genutztes Land grossflächig verdichtet, was sich wiederum negativ auf Bodenfunktionen und somit auch auf die Pflanzenproduktivität auswirkt. So begrenzt der erhöhte mechanische Widerstand, besonders unter trockenen Bedingungen das Wurzelwachstum. Pflanzen haben es dadurch nicht nur schwerer die vorliegenden Nährstoffe im Boden zu erschliessen, sondern leiden auch schneller unter Trockenstress.

Weil das Porenvolumen in verdichteten Böden ebenfalls geringer ist, weisen solche Böden auch eine geringere Kapazität zum Gastransport auf. Dies kann in der Konsequenz schneller zu einem Sauerstoffmangel führen kann. Dass dieser Effekt, besonders mit zunehmender Tiefe, nicht einfach so umzukehren ist, versinnbildlicht eine Faustregel aus den Erkenntnissen der Studie: Die Regenerationszeit in Jahren entspricht der Bodentiefe in Zentimetern.

Es wäre also besser, wenn es gar nicht erst zu einer Verdichtung käme. Dies steht im Kontrast zum Trend immer schwerer werdenden Landwirtschaftsmaschinen. Sie verdichten Boden in Sekunden, deren Regeneration aber dauert anschliessend eine ganze Generation. Zum Abschluss aber noch ein Fakt für die nächste Party: Die Entwicklung der Radlast durchschnittlicher Maschinen befindet sich nach 100 Jahren industrieller Landwirtschaft ziemlich genau zwischen einem Elefanten mit sechs Tonnen und den schwersten Dinosauriern mit 70 Tonnen. Der Boden wird somit, zumindest in der nahen Zukunft weiterhin unter Druck geraten.

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Gespanntes Zuhören in der Aula der HAFL.

Session 3: Boden-Pflanzeninteraktionen | Biotische und abiotische Faktoren


Der zweite Tag begann mit der Keynote von Marcel van der Heijden. An der Agroscope forscht er zum Thema Boden-Pflanzen-Interaktion und der Wichtigkeit von gesunden Böden für funktionierende Agrarsysteme. Essenziell zur Bodengesundheit trägt dabei die biologische Vielfalt eines Bodens bei.  Mit 59% der globalen Biodiversität beherbergt der Boden einen Grossteil davon. Versinnbildlicht entspricht die unterirdisch lebende Biomasse auf einer Hektar Boden in etwa der Masse von 18 Rindern, wie uns Marcel van der Heijden augenzwinkernd verrät.

Die Vielfalt dieser Masse trägt dabei dazu bei das beispielsweise Nährstoffe besser im Boden zurückbehalten werden. So reduzieren sich die Verluste von Stickstoff durch Auswaschung oder beispielsweise in Form von N2O-Emissionen in Böden mit hoher biologischer Vielfalt um die Hälfte. Das begünstigt in der Konsequenz auch die Pflanzenproduktivität, die mit zunehmender Bodengesundheit stetig steigt. In zahlreichen Studien konnte somit belegt werden, dass eine hohe Bodenbiodiversität generell ein Vorteil für Ökosysteme ist. In Agrarökosystemen kann die Bodengesundheit ausserdem durch Feldimpfungen mit Mykorrhizapilzen gefördert und die Erträge gesteigert werden.

Die symbiotischen Pilze unterstützen die Pflanzen dabei vermutlich bei der Abwehr von Krankheiten, jedoch sind die genauen Interaktionen noch nicht genügend untersucht. Pflanzenschutzmittel hemmen hingegen das Wachstum von Mykorrhizapilzen und führen so zu einer verringerten Aufnahme von Nährstoffen. Im Gegensatz dazu fördern regenerative und biologische Praktiken die Bodengesundheit und wirken sich positiv auf die biologische Vielfalt im Boden aus.

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Marcel van der Heijden zeigt in seiner Keynote die Bedeutung eines diversen Mikrobioms für die Bodengesundheit und Pflanzenproduktivität auf.

Abseits des Programms


Eine Tagung sollte auch immer die Möglichkeit bieten sich frisch zu vernetzen und bestehende Kontakte zu pflegen. Die Teilnehmenden fanden sich in den Pausen immer wieder in grösseren und kleineren Gruppen zusammen und tauschten sich aus. Die Tagung ist neben der Exkursion ein wichtiges Element unseres Verbands, an dem die Gelegenheit besteht, sich auch mal ausserhalb des beruflichen Alltags und unverbindlich auszutauschen. So entstehen auch immer mal wieder Ideen zur Zusammenarbeit für weitere Projekte. Wer auch ausserhalb unserer Anlässe auf dem neusten Stand bleiben will, findet laufend aktuelle Informationen auf LinkedIn, folgt uns einfach.

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Der persönliche Austausch ist einer von vielen positiven Aspekten der Aktivitäten der BGS. So können neue Kontakte geknüpft und bestehende gepflegt werden.

Generalversammlung


Ebenfalls fester Bestandteil der Jahrestagung ist die Generalversammlung und das anschliessende gemeinsame Abendessen nach dem Abschluss des ersten Tages. Mit der diesjährigen Generalversammlung startet ebenfalls eine neue Amtsperiode im Vorstand. Da neben der Neuwahl des Präsidiums noch weitere Mitglieder des Vorstands verabschiedet wurden, fand heuer eine grössere Rochade statt. Dabei folgt Klaus Jarosch als neuer Präsident auf Stéphane Westermann, der nun als Altpräsident im Vorstand verbleibt. Als neuen Vizepräsidenten wurde Simon Tanner begrüsst. Corsin Lang übernimmt den Beisitz von François Füllemann, ebenso ersetzt Simon Heiniger als neuer Redaktor François Schnider.

Die Jahresberichte des Vorstands und der Arbeitsgruppen findet man auf unserer Homepage

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Präsidenten unter sich, der neue BGS-Präsident Klaus Jarosch berät sich mit dem ehemaligen Präsident Stéphane Burgos und Altpräsident Stéphane Westermann.

Postersession


Neben den Vorträgen durften wir auch über 30 Posterausteller:innen begrüssen, die ihre Forschungsarbeiten präsentierten. Das beste Poster wurde dabei mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Es gewann dieses Jahr Alina Widmer, die zurzeit an der Agroscope an ihrer Promotion arbeitet. Die studierte Geografin beschäftigt sich mit dem Anbau von Nassreis nördlich der Alpen und dessen Umweltauswirkungen. Ursprünglich war der Nassreisanbau als mögliche Nutzung von wiedervernässten Böden angedacht, mit dem Ziel auf solchen Flächen vom Aussterben bedrohte Arten zu erhalten. Im laufenden Projekt konnte ausserdem zusätzlich aufgezeigt werden, dass ebenfalls signifikante Reduktionen von Treibhausgasemissionen möglich sind. Wie das möglich ist, erklärt uns Alina Widmer im Interview, das man als separaten Artikel auf unserem Blog finden kann.

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Mit mehr als 30 Postern konnten sich die Teilnehmende ausführlich zum aktuellen Forschungsstand und über laufende Projekte informieren.

Exkursionen am Freitagnachmittag


Am Nachmittag des letzten Tages konnten die Teilnehmenden zum Abschluss an einer Exkursion mit diversen Posten an der HAFL teilnehmen. So etwa ein Besuch des Bodenlabors, ein Besuch am Waldprofil oder ein Abstecher in den Permakulturgarten. Die BGS bedankt sich deshalb herzlich bei den Personen, die sich bereiterklärt haben an diesen Posten einen Einblick in den Alltag an der Hochschule zu geben. Ebenfalls gebührt der HAFL und ihrem Servicepersonal einen Dank, dass wir die Tagung auf dem Campus durchführen durften und dabei kulinarisch verwöhnt wurden. Die Organisation der Tagung nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch und wir danken dem Organisationskomitee ebenso wie der Geschäftsstelle der BGS für die Erstellung des Programms. Zu guter Letzt danken wir jedoch besonders den Teilnehmenden an diesem besonderen Anlass dafür, dass sie zu einem aktiven Austausch beigetragen haben.

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An diversen Posten konnten die Teilnehmenden am Freitagnachmittag Einblick in den Forschungsalltag an der HAFL bekommen.

Datum und Thema der Jahrestagung 2025

 

Die Jahrestagung 2025 findet vom 6. – 7. Februar 2025 auf dem Campus der ZHAW Wädenswil statt. Thematisch fällt der Fokus auf Schadstoffe und den chemischen Bodenschutz in der Schweiz.

Informationen findet man zu gegebener Zeit auf unserer Homepage


  • Vers une utilisation durable de la ressource sol

    Emmanuel Frossard


  • Geochemischer Bodenatlas der Schweiz

    J. E. Reusser


  • Vorschlag für ein Punktesystem zur Bewertung landwirtschaftlich genutzter Böden

    F. Häfner 


  • The three Is of sustainable agriculture by investing in soil health

    C. Screpanti


    Präsentation nicht öffentlich


  • Boden unter Druck - Ursachen und Folgen der Bodenverdichtung und Zeitskalen für die Regeneration

    Thomas Keller 


  • Boden- und Gewässerschutz: Neue Erkenntnisse zu überlappenden Interessen und zu Zielkonflikten

    Simon Spycher


  • Diversification of grain legume cultivation in Switzerland through transdisciplinary approaches in variety testing and breeding

    S. Kussmann


  • Effiziente Nutzung von Hofdünger-Stickstoff unter Erhaltung des Stickstoffvorrates im Boden. Ergebnisse aus 35 Jahren DOK-Versuch

    A. Oberson


  • Carryover nitrogen from pure grass and grass/clover leys in the crop rotation

    O. Hueguenin-Elie


    Präsentation nicht öffentlich


  • Bodenbiodiversität, Pflanzenschutzmittel und Bodengesundheit

    Marcel van der Heijden 


  • Microbial inoculations – Potentials, limitations and alternatives

    S. Symanczik


  • Network of farmers comitted to the non-use of phytosanitary seed treatments

    J. Massana-Codina


  • Tracking fungal plant pathogens using biological soil monitoring data

    K. E. Sullam


  • Microbial resistance and resilience to drought in contrasting cropping systems

    E. Kost


  • Effects of soil texture on plant water use : A field study of three oak forests in an inner alpine valley of Switzerland

    J. Schoch


  • Forme d’humus en Suisse – révision du système de classification

    D. Tatti